YomHashoa verbindet Erinnerung, Verantwortung und Auftrag

„Am heutigen Yom HaShoa gedenken die Menschen in Israel wie an vielen anderen Orten auf der Welt der Opfer des Holocaust. Auch die Deutsch-Israelische Gesellschaft erinnert an diesen in der Geschichte der Menschheit beispiellosen Massenmord. Wenn wir der 6 Millionen ermordeten europäischen Jüdinnen und Juden erinnern, dann gilt es immer wieder, sich bewusst zu machen, dass sich hinter dieser unvorstellbaren Zahl sechs Millionen einzelne Schicksale von Kindern, Frauen und Männern verbergen. Es waren Schülerinnen, Arbeitskollegen, Nachbarn oder Sportskameradinnen, denen ihre Rechte und später ihr Leben brutal geraubt wurde, nur weil sie Jüdinnen und Juden waren.

Die Nationalsozialisten haben die Errungenschaften der industriellen Revolution pervertiert und daraus eine beispiellose Vernichtungsmaschinerie entwickelt, die aus Menschen, aus Persönlichkeiten Zahlen machte und in die Gaskammern unzähliger Konzentrations- und Vernichtungslager führte. Wir müssen uns dabei immer vergegenwärtigen, dass die Nationalsozialisten keine fremden Wesen waren, die über Nacht das Land übernommen hätten, sondern der Ungeist dieser menschenfeindlichen und zutiefst antisemitischen Ideologie über Jahre aus der deutschen Gesellschaft heraus erwachsen ist. Die Verbrechen des Nationalsozialismus waren nur möglich, weil zu viele Teile unserer Gesellschaft mitgemacht und zu viele weggesehen haben. Diese begangene Schuld ist und bleibt Teil unserer Geschichte und damit Teil der Identität unseres Landes.

Für die heutige Generation erwächst daraus die Verantwortung, auch in der Zukunft an die Opfer der Shoa zu erinnern und in noch stärkerem Maße sich für Jüdisches Leben im hier, jetzt und in der Zukunft einzusetzen. Dies bedeutet auch, sich gegen jegliche Form des leider wieder stärker werdenden Antisemitismus einzusetzen, gleich in welcher Form und Schattierung er sich zeigt. Das Engagement für Jüdisches Leben schließt für uns als DIG im Besonderen das Einstehen und die Solidarität mit Israel und seinen Menschen ein. Unter den verschiedenen Erscheinungsformen des Antisemitismus zeigt sich in erschreckender Weise zunehmend gerade auch der israelbezogene Antisemitismus, dessen von Hass erfülltes Antlitz wir gerade am zurückliegenden Wochenende bei Demonstrationen in deutschen Städten gegen Israel gesehen haben.

Wenn wir Kränze und Steine der Erinnerung niederlegen, müssen wir umso mehr für Jüdisches Leben auf- und einstehen. Dies gilt für jüdisches Leben hier bei uns wie auch für die dauerhafte Existenz und den Schutz des Staates Israel. Yom HaShoa verbindet Erinnerung, Verantwortung und Auftrag“, erklärte heute der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, Uwe Becker aus Anlass des Holocaust-Gedenktages Yom HaShoa, der in Israel in besonderer Weise als nationaler Gedenktag begangen wird.

 

Berlin, 28. April 2022