Eine VA der DIG AG KÖLN
Die Deutsch-Israelische Gesellschaft präsentiert im September 2024 im Vorlauf des Jahrestages des vernichtungsantisemitischen Pogroms vom 7. Oktober gegen friedliche Kibbutzim, die Stadt Sderot und das Supernova Festival im Umkreis des Gazastreifens eine Filmreihe über „Das israelische Militär im Film“.
Es ist wichtig in einer Zeit, in der Aktivisten aller Art Vorwürfe gegen die israelische Armee, die Israel Defense Forces, erheben, Filmzeugnisse zu präsentieren, die dieser Kritik in künstlerischer oder dokumentarischer Sicht entgegenstehen. Dabei soll auf Israels militärische Vergangenheit und Gegenwart geschaut werden.
Seit dem Überfall der Hamas und des Islamischen Jihads werden Anschuldigungen gegen die IDF erhoben. Vorwürfe der Verletzung des Kriegsvölkerrechts und des Genozids stehen im Raum. Mit der Haltlosigkeit dieser Vorwürfe haben wir uns seit dem 7. Oktober in Vorträgen auseinandergesetzt.
Wie aber steht es um die kulturelle Repräsentation des israelischen Militärs im israelischen und europäischen Film? Die israelische Filmgeschichte ist reich an bemerkenswerten filmischen Beiträgen zur kulturellen, politischen und militärischen Bedeutung der IDF in der israelischen Gesellschaft. Auf einige filmische Beiträge möchten wir deshalb exemplarisch Schlaglichter werfen. Diese Schlaglichter zeigen ein anderes Bild als das einer militaristischen Gesellschaft.
Es handelt sich Filmzeugnisse, die die Vielfalt Israels auch in der Armee und deren Darstellungen belegen und die den Vorwurf des Militarismus in Praxis und Kultur Israels entwaffnen. Sie stellen sich einem aktivistischen Weltbild entgegen, das dem israelischen Staat Nationalismus und Apartheid vorwirft und zeichnen ein differenziertes Bild der israelischen Armee.
Die Filme
Der erste Film der Reihe, „Hill 24 Doesn’t Answer“, spielt im israelischen Unabhängigkeitskrieg und schildert mit geschickt montierten Rückblenden den Kampf einer Einheit um den für die Nachkriegsgrenzziehung wichtigen „Hill 24“. Der 1955 veröffentlichte Film war der erste internationale Erfolg Israels in den europäischen und amerikanischen Kinos. Einprägsam ist vor allem die Sequenz in der ein deutscher Nazi auf Seiten der arabischen Armeen gegen Israel auftritt.
Auch der zweite Film, „Image of Victory“, widmet sich dem Sujet des Unabhängigkeitskrieges am Beispiel des Verteidigungskampfs des Kibbutzes Nitzanim, dessen hoffnungsloser Abwehrkampf gegen die ägyptische Übermacht geschildert wird. Dieser Film war 2023 ein großer Erfolg und wurde von der Filmkritik gerühmt, weil er sich in einem realistischen Setting in unterschiedlichen Perspektiven der Geschichte einer Niederlage in dem insgesamt für Israel siegreichen Kampf des jungen unabhängigen Staates widmet. Insbesondere die geschickt montierten wechselseitigen Perspektiven der Kriegsparteien, die durch eine ägyptische Filmeinheit als Film im Film eingefügt werden, fanden bei der Filmkritik positive Beachtung.
Die israelische Militärkomödie „Zero Motivation“ schildert den Alltag einer Gruppe von Rekrutinnen im Wehrdienst in einer Verwaltungseinheit. Die turbulente Militärkomödie beleuchtet die Geschlechterbeziehungen in der IDF humoristisch, aber durchaus gesellschaftskritisch. Sie schildert den Kampf der Rekrutinnen um Anerkennung, aber auch den demotivierenden Arbeitsalltag einer militärischen Einheit.
Mit Claude Lanzmanns epischer Dokumentation „Tsahal“ widmet sich die Reihe einem europäischen Filmemacher, der in Zusammenarbeit mit der IDF einen Film gedreht hat, der in Lanzmanns typischem Stil aus Interviewsequenzen mit IDF-Soldat*innen und Veteran*innen montiert ist. Er beschreibt traumatische Erlebnisse in der Geschichte der IDF, wie den Überfall 1973 an Jom Kippur ebenso wie den militärischen Alltag, die israelische Sicherheitsdoktrin und die Fürsorge für die Angehörigen der IDF.
Dieser Film mit deutlicher Überlänge wird mit mit einer Pause und einem kleinen Imbiss angeboten.
Die Termine der Filmreihe „Das israelische Militär im Film“
3. September 2024 20 Uhr 30: „Hill 24 Doesn’t Answer“ Hebr. O. m. eng. UT
11. September 2024 20 Uhr 30: „Image of Victory“ Hebr. O. m. dt. UT
17. September 2024 20 Uhr 30: „Zero Motivation“ Hebr. O. m. dt. UT
25. September 2024 18 Uhr 30: „Tsahal“ (Dokumentation von Claude Lanzmann, ca. 4 Std.), mehrsprachiges O. m. dt. UT
Ort: Filmkunstvideothek und Filmcafé Traumathek, Engelbertstraße 45, 50674 Köln.
Für alle Filme ist eine Anmeldung unter mit Angabe der Namen der Gäste notwendig. Für die Aufführungen bitten wir um das Mitführen eines Lichtbildausweises, der bei der Einlasskontrolle vorzulegen ist. Wir bitten für diese aktuellen Sicherheitsmaßnahmen um Verständnis.
Filmankündigungen
Hill 24 Doesn’t Answer (Hebrew: גבעה 24 אינה עונה; Giv’a 24 Einah Ona),
IL 1955
Regie: Thorold Dickinson
Buch: Zvi Kolitz, Peter Frye
Produktion: Thorold Dickinson, Peter Frye
Darsteller: Edward Mulhare, Haya Hararit, Michael Shillo, Michael Wager
Kamera: Gerald Gibbs
Schnitt: Joanna Dickinson, Thorold Dickinson
Musik: Paul Ben-Haim
Dauer 101 Minuten
S/W, 1955, Hebr. Mit engl. Untertiteln
Vier junge Zionisten erhalten im Unabhängigkeitskrieg 1948 den Auftrag den strategisch bedeutenden Hügel 24 außerhalb von Jerusalem zu verteidigen, um den Zugang zur Stadt Jerusalem zu gewährleisten. Mittels geschickter Montagen werden die persönlichen Geschichten der Verteidiger in Rückblenden mit einander kombiniert. Dadurch erhält der Zuschauer eine kritische Perspektive auf die Gründung Israels und diejenigen, die für das Überleben Israels ihr Leben riskiert haben.
Der Film gewann den Best Actress Award, für Haya Hararit darstellende Leistun auf dem Cannes Film Festival.
„Dieser erste internationale Erfolg des israelischen Kinos auf dem internationalen Filmmarkt ist meisterlich inszeniert.“ Georges Sadoul
„Hill 24 Doesn’t Answer“ war der erste israelische Film, der für die internationale Vermarktung geschaffen wurden und war in der offiziellen Auswahl des 1955 Cannes Film Festivals. Die Story der vier verschiedenen Soldatinnen (bemerkenswerter weise ist auch eine weibliche Soldatin integriert), die mutig einen strategisch bedeutenden Hügel außerhalb Jerusalems im Israelischen Unabhängigkeitskrieg verteidigen ist ein klassisches Beispiel für die Konstruktion nationaler Identität mit den Mitteln des Kinos.
3. September 2024 20 Uhr 30: „Hill 24 Doesn’t Answer“ Hebr. O. m. eng. UT
Ort: Filmkunstvideothek und Filmcafé Traumathek, Engelbertstraße 45, 50674 Köln
Image of Victory (Tmunat Hanitzahon)
IL 2021
Regie: Avi Nesher
Buch: Avi Nesher
Produktion: United King Films Distribution/Bleiberg Ent./Spirit Media
Kamera: Amit Yasur
Musik: Randy Kerber, Tom Oren
Schnitt: Isaac Sehayek
Während des israelischen Unabhängigkeitskrieges 1948 kommt es zur Schlacht um den Kibbutz Nitzanim. Während dessen Bewohnerinnen und Bewohner, darunter eine mutige junge Frau, die Verteidigung organisieren, wird ein ägyptischer Journalist als Kriegsberichterstatter mit dem Auftrag entsandt, einen heldenhaften Bericht über die Armee abzuliefern. Das historische Kriegsdrama rekonstruiert mit großem Aufwand, formaler Virtuosität und hervorragenden Darstellern ein wenig bekanntes Kapitel des Krieges. Der schwierige Versuch einer ausgewogenen Darstellung beider Seiten gelingt dabei beachtlich gut, umso mehr als der Film auch die Befehlsgeber beider Parteien gleichermaßen kritisch zeichnet.
„Image of Victory“ ist ein im Jahr 2021 erschienenes Filmdrama des israelischen Filmregisseurs Avi Nesher. Der Historienfilm erzählt von der während des Israelischen Unabhängigkeitskrieges ausgetragenen Schlacht um das Kibbuz Nitzanim. Der Film spielt von Ende 1947 und Juni 1948 und konzentriert sich hauptsächlich auf die Tage vor der Schlacht von Nitzanim und auf die am 7. Juni 1948 ausgetragene Schlacht selbst, an deren Ende Nitzanim von Ägyptern erobert und die überlebenden Verteidiger gefangen genommen wurden.
Das Kriegsdrama wurde in 15 Kategorien für den Ophir Award 2021 nominiert. In der Jerusalem Post (JP) wurde der Film ddafür gelobt, dass er „nicht so sehr ein politischer Film wie eine existenzielle Aussage über den Preis, der für den Titel Bild des Sieges im wahrsten Sinne des Wortes gezahlt wurde“ sei. Image of Victory sei „die Krönung von Neshers Karriere und es ist der seltene Film, der ändern könnte, wie du die Welt siehst.“
Trailer: https://www.youtube.com/watch?v=YQtlGWtFpc0
11. September 2024 20 Uhr 30: „Image of Victory“ Hebr. O. m. dt. UT
Ort: Filmkunstvideothek und Filmcafé Traumathek, Engelbertstraße 45, 50674 Köln
Null Motivation. Willkommen in der Armee!
OT: Efes beyahasei enosh
IL 2014
Buch und Regie Talya Lavie
Besetzung Dana Ivgy, Nelly Tagar, Shani Klein
Willkommen in der Armee! Ihren Pflichtdienst beim israelischen Militär leben Zohar and Daffi völlig demotiviert aus. Von Action keine Spur und an Respekt mangelt es ihnen ohnehin. Inmitten staubigen Wüstensands und überflüssiger Papierberge langweilen sie sich mit Schreddern, Kaffeekochen und Computerspielen. Lieber würden sie in Tel Aviv das Leben genießen. Als Daffis Wunsch von der Versetzung in greifbare Nähe rückt und Zohar sich verliebt, kennt der Wahnsinn kein Halten mehr.
Talya Lavie ist Regisseurin, Drehbuchautorin und Comic-Künstlerin. Sie studierte Animation an der Bezalel Kunstakademie und an der Sam Spiegel Film School in Jerusalem. Ihr Kurzfilm SLIDING FLORA wurde im Museum of Modern Art New York und bei zahlreichen internationalen Festivals aufgeführt. Der Nachfolger THE SUBSTITUTE gewann mehrere internationale Preise, u.a. den Publikumspreis der Berlinale. NULL MOTIVATION, ihr erster Spielfilm, ist im Sundance Directors and Screenwriters Lab entstanden und hat nicht nur den Hauptpreis des Tribeca Film Festivals gewonnen sondern war auch ein Publikumshit in Israel.
https://absolutmedien.de/bilddatenbank/film.php?id=7023&bnr=1
Hebr. Original mit deutschen Untertiteln
17. September 2024 20 Uhr 30: „Zero Motivation“ Hebr. O. m. dt. UT
Ort: Filmkunstvideothek und Filmcafé Traumathek, Engelbertstraße 45, 50674 Köln
„Tsahal“ (Dokumentation)
F 1994
Regie Claude Lanzmann
Drehbuch Claude Lanzmann
Besetzung Claude Lanzmann, Ehud Barak, Avigdor Feldman
Produktion Les Productions Dussart, Paris/Les Films Aleph, Paris/West Film, Rom/France 2 Cinéma/Bavaria Film/Westdeutscher Rundfunk (WDR), Köln
Nach SHOAH, dem wohl bedeutendsten Beitrag zum Gedenken an das Undenkbare, und WARUM ISRAEL, einer neugierigen und heiteren Annäherung an die noch junge Nation Israel, folgt nun der letzte und kontroverseste Teil von Lanzmanns jüdischer Trilogie: TSAHAL, ein Film über Israel und die israelische Armee (Tsava Haganah Leisrael = Tsahal, auch Tzahal oder Zahal = Armee zur Verteidigung Israels), entstanden zwischen 1991 und 1994. Wieder sucht sich der engagierte Publizist und epochale Dokumentarist den Zugang zu Geschichte und Gegenwart ausschließlich über die lebendige Stimme ihrer Protagonisten. Er befragt dabei vor allem israelische Militärs, aber auch Politiker, Palästinenser, Siedler und Schriftsteller aus der israelischen Friedensbewegung. Im Laufe der fünfstündigen Bestandsaufnahme entsteht das komplexe Panorama eines anhaltenden Ausnahmezustands vor dem Hintergrund karger Wüstenlandschaften, moderner Städte und geisterhafter Siedlungen in den besetzten Gebieten.
»Es ist wichtig zu verstehen, dass der Holocaust nicht allein ein Massaker an Unschuldigen war, sondern dass es ein Massaker an Menschen war, die keine Verteidigung hatten, die nicht wehrhaft waren; das heißt an Leuten, die zum allergrößten Teil seit Generationen und Jahrhunderten nicht daran gewöhnt waren, Waffen zu gebrauchen und Gewalt anzuwenden. Daher handelt es sich bei TSAHAL um die Fortsetzung von SHOAH. Im Zentrum von TSAHAL steht das Problem, dass man angreifen muss, wenn man nicht sterben will, und dass man zugleich diesen Angriff nach Möglichkeit vermeiden will.« Claude Lanzmann
»Ohne Tsahal hätte sich die Frage nach dem Frieden zwischen Israel und seinen ehemaligen Feinden niemals gestellt: Israel würde nicht mehr existieren. Dieser Film fühlt sich nicht der Tagesaktualität verpflichtet, sondern fügt sich ein in den langen Zeitablauf der Geschichte. Er trägt zum tiefen Verständnis dessen bei, was von israelischer Seite aus die Ereignisse von heute vorbereitet und möglich gemacht hat. Er erzählt den langen Weg Israels bis hin zur Anerkennung durch 6 große Kriege hindurch und 46 Jahre permanenter Alarmbereitschaft. Dieser lange Weg wird eines Tages vielleicht zum Abschied von den Waffen führen mit allen damit verbundenen Chancen, Hoffungen und Risiken.« Claude Lanzmann
Trailer: https://absolutmedien.de/bilddatenbank/film.php?id=963&bnr=1
Mehrsprachiges Orginal mit deutschen Untertiteln.
25. September 2024 18 Uhr 30: „Tsahal“ (Dokumentation von Claude Lanzmann, ca. 4 Std.), mehrsprachiges O. m. dt. UT
Ort: Filmkunstvideothek und Filmcafé Traumathek, Engelbertstraße 45, 50674 Köln