09 Okt DIG-Präsident fordert mehr Engagement für Jüdisches Leben
Handeln bevor die Jahre 2020…2021…2022… auf Stolpersteinen stehen
„Wenn nach dem kaltblütigen und feigen, antisemitischen Anschlag von Halle vor einem Jahr an vielen Stellen in Deutschland Solidarität mit Jüdischem Leben in unserem Land gezeigt wird, ist dies ein gutes und wichtiges Zeichen. Gelebte Solidarität muss aber auch über diesen schrecklichen Tag hinaus reichen und sie geht uns als Gesellschaft alle an. Das Engagement für Jüdisches Leben in unserem Land muss beginnen, bevor der Judenhass mit dem Gewehr vor der Synagoge steht und bevor die Jahre 2020…2021…2022…auf Stolpersteinen stehen.“ So äußerte sich heute der Präsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Uwe Becker.
„Die vorderste Aufgabe des Staates ist es, seine Jüdischen Bürgerinnen und Bürger zu schützen. Dies ist in Halle nicht ausreichend passiert, wo am höchsten Jüdischen Feiertag Yom Kippur offensichtlich keine ausreichende Polizeipräsenz an der Synagoge gegeben war. Die Brutalität des Anschlags zeigt, dass sich Hass gegenüber Jüdinnen und Juden inzwischen sogar mit dem Maschinengewehr auf die Straßen unseres Landes traut. Dies ist ein gefährliches Zeichen für den Zustand unseres Landes und unserer Gesellschaft“, erklärte DIG-Präsident Uwe Becker.
„Selbst wenn es sich in Halle tatsächlich „nur“ um einen feigen Einzeltäter gehandelt hat, tragen doch viel zu viele in unserem Land zwar nicht das Gewehr, jedoch verbale judenfeindliche Geschütze mit sich herum. In den sozialen Medien findet tagtäglich die virtuelle Ermordung von Jüdinnen und Juden statt und die Gefahr ist groß, dass ohne ein entschiedeneres Engagement der gesamten Gesellschaft immer mehr Türen aus der virtuellen in die reale Welt aufgehen. Was endlich folgen muss, ist das gesellschaftliche Aufwachen und Aufstehen gegen jegliche Form der Judenfeindlichkeit in unserem Land“, forderte der DIG-Präsident.
„Wenn rechtsradikale Parteien Plakate aufhängen, die Israel als Unglück bezeichnen, so wie einst Nazis Juden gegenüber Propaganda betrieben haben, dann muss eine Justiz tätig werden und darf dies nicht abtun. Wenn auf Schulhöfen der Begriff „Jude“ als Schimpfwort gebraucht wird, müssen Lehrerinnen und Lehrer, ja die gesamte Schulgemeinde tätig werden und diesem Einhalt gebieten. Wenn Gruppierungen im Land den Umweg über den Antizionismus wählen, pauschal gegen Israel zu Felde ziehen, dann muss diesen Gruppen wie BDS Einhalt geboten und diese antisemitischen Truppen verboten werden. Doch nicht nur der verstärkte Kampf gegen Antisemitismus, sondern ein entschiedenes Eintreten dafür, dass sich Jüdisches Leben offen und selbstbewusst und nicht ängstlich in unserer Gesellschaft zeigen kann, ist der Auftrag, der für uns alle gilt“, erläuterte Uwe Becker.
„Nur wenn wir für unsere Jüdischen Nachbarn, Freunde und Bekannte offen eintreten, sie gegen verbale Anfeindungen verteidigen, für sie unser eigenes Wort erheben, dann kann der wachsenden Judenfeindlichkeit auch tatsächlich entschieden begegnet werden und Jüdinnen und Juden auch Mut gemacht werden, den eigenen Glauben auch öffentlich ob mit Kippa oder dem Davidstern zu zeigen. Dem feigen Versuchen der Einschüchterung muss der entschiedene Einsatz für Jüdisches Leben folgen.
Praktische Solidarität für Jüdisches Leben endet nicht in Solidaritätsbekundungen, sie beginnt dort“, betonte DIG-Präsident Uwe Becker abschließend.
Berlin, den 09.10.2020