Eine VA der AG KÖLN mit Bündnis gegen Antisemitismus – BgA Köln, CARS – Centrum für Antisemitismus- & Rassismusstudien und StAVV Studierendenvertretung
Nach dem die iranische Kurdin Jina Amini im September an den Folgen der Misshandlungen durch die Moralpolizei starb, begann in Iran eine Protestwelle bisher ungekannten Ausmaßes: Hundertausende Iraner*innen fordern trotz massiver Repression das Ende der „Islamischen Republik“. Die schiitische Theokratie unterdrückt nicht nur brutal alle Freiheitsbestrebungen im Inneren, sondern hat – besonders nach dem weitgehenden Wegfall der Sanktionen im Zuge des Abschlusses des sog. „Atom-Deals“ 2015 – ein massives Expansionsprogramm in der Region gestartet. Nicht nur unzählige Iraner*innen haben deswegen ihre Heimat verlassen müssen, auch die Flucht vieler Syrer*innen, Iraker*innen und Kurd*innen ist die Folge ihrer Politik.
Doch der lange Arm der Mullahs reicht auch bis nach Deutschland. Dass Menschen selbst im Ausland nicht vor dem Regime sicher sind, ist keine Seltenheit. Iran unterhält ein internationales Netzwerk von Gruppen und Organisationen, die versuchen in den jeweiligen Gesellschaften Einfluss zu nehmen und gleichzeitig Geflüchtete und Oppositionelle unter Druck setzen und bedrohen. Bijan Hassan Pour-Razavi wird einen Überblick über (pro)iranische Netzwerke in Deutschland geben.
Die Islamische Republik Iran ist jedoch nicht das einzige Regime mit Einfluss in Deutschland. Der im Herbst 2022 erschienene Sammelband „Endlich in Sicherheit? Bedrohung von Geflüchteten in Deutschland durch transnationale Netzwerke“ (Schriftenreihe des Netzwerks für politische Bildung, Kultur und Kommunikation, Band VI) versammelt erste Analysen zu solchen transnationalen Netzwerken wie denjenigen des Irans sowie ergänzende Interviews mit Geflüchteten, die ihre Bedrohungserfahrungen in Deutschland schildern. Sie richten eindringliche Appelle an die deutsche Politik und Zivilgesellschaft. Der Herausgeber Philipp Wilhelm Kranemann wird einleitend das Phänomen beleuchten und den Sammelband vorstellen.
Zu den Referierenden:
Philipp Wilhelm Kranemann studierte an Universitäten in Gießen, Tokio, Darmstadt und Frankfurt und schloss mit einem M.A. in Politischer Theorie ab. Anschließend arbeitete er als Dozent in der Erwachsenenbildung, als Betreuer in einer Unterkunft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge und als Projektleiter bei einer flüchtlingssolidarischen Nichtregierungsorganisation. Er war Lehrbeauftragter im Bereich der politischen Bildung an der Justus-Liebig-Universität Gießen und ist gegenwärtig in der außerschulischen Bildung tätig.
Bijan Hassan Pour-Razavi hat Politik und Geschichte studiert und arbeitet im Kompetenznetzwerk Antisemitismus sowie freiberuflich in der politischen Bildung vornehmlich zu Antisemitismus, Rassismus und Rechtsextremismus. Er gehörte zu den Mitgründer:innen des Vereins an.ge.kommen e.V. in Gießen und leitete dort mehrere Jahre die Unterstützungssprechstunden und Begleitungen für Geflüchtete. Mit der Green Party of Iran und der Initiative „Free Iran Now“ Kassel setzt er sich für die Aufklärung über die Situation in Iran ein.
Bei der Veranstaltung kooperiert das Bündnis gegen Antisemitismus (BgA) Köln mit der Studierendenvertretung der Humanwissenschaftlichen Fakultät Köln (StAVV), dem Centrum für Antisemitismus- und Rassismusstudien (CARS) der katho NRW und der Deutsch-Israelischen Gesellschaft (DIG) AG Köln.