Eine VA der DIG AG Nürnberg-Mittelfranken.
Referent: Arye Sharuz Shalicar
Thema: Zeitenwende für jüdisch-muslimische Freundschaft und Frieden
Von der deutschen Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, vollzieht sich gerade eine fundamentale Zeitenwende in den Beziehungen zwischen Israel und einer Reihe arabischer und muslimischer Staaten: Von den Vereinigten Arabischen Emiraten, Bahrain und Aserbaidschan über Marokko, dem Sudan und Kurdistan bis hin zum Oman und Saudi-Arabien, und darüber hinaus. Arye Sharuz Shalicar beleuchtet aus persönlicher Perspektive und Erfahrung den historischen Neuanfang zwischen „Kaltem Krieg“ und echter Freundschaft. Und er blickt dabei auch „unter den Teppich“ dieser Beziehungen. Er vermittelt das Gefühl, wie schwierig es ist, sowohl individuell als auch staatlich, die Vergangenheit hinter sich zu lassen und den Weg zu neuen jüdisch-muslimischen Freundschaften zu gehen. Dieser Weg weist abseits negativer Berichterstattung viele positive Entwicklungen auf, die jedoch kaum zur Geltung kommen, da der Fokus nach wie vor auf den sogenannten Nahostkonflikt gerichtet ist.
Arye Sharuz Shalicar wird 1977 als Sohn persisch-jüdischer Eltern geboren und wächst in Berlin auf. Als er 13 Jahre alt ist, wird er monatelang von muslimischen Jugendlichen antisemitisch angegriffen, bis er es schafft, sich in ihre Parallelgesellschaft zu integrieren. Er wird Teil der muslimischen Jugendbandenszene Berlins, u.a. als Mitglied der Black Panthers, und gründet die deutschlandweit berüchtigte Graffitigang Berlin Crime. 2001 wandert er nach Israel aus, wo er zunächst seinen Pflichtdienst in der Armee leistet. Anschließend nimmt er an der Hebrew University in Jerusalem ein Studium der Internationalen Beziehungen, Nahost-Studien sowie Europastudien auf, das er mit Auszeichnung abschließt. Von 2009 bis 2016 ist er offizieller Sprecher des IDF, wo er bis in den Rang eines Majors aufsteigt. Seit 2017 ist er Abteilungsleiter im Büro des israelischen Ministerpräsidenten. Er schreibt regelmäßig zu aktuellen politischen und gesellschaftlichen Themen und ist ein gefragter Experte und Kommentator in den Medien. Weniger anzeigen
Arye Sharuz Shalicar: “Für mich hat sich ein Kreis geschlossen, meine Eltern sind unter Muslimen in Persien aufgewachsen, ich als Jude im Wedding ebenso. Nun lebe ich in Israel wieder mit Muslimen zusammen. Meine Tochter hatte eine arabisch-muslimische Kindergärtnerin, ich habe mit arabischen Soldaten in der IDF zusammengearbeitet, darunter auch Muslime. Natürlich ist mein Bestreben biografisch bestimmt. Wie ich in “Schalom Habibi” ausführlich schreibe, ist das friedliche Zusammenleben von Juden und Muslimen mein Lebensthema. Daran glaube ich wirklich. Mittlerweile sind es Tausende arabische Staatsbürger, Beduinen, Drusen, christliche Araber, aber auch muslimische, die in der Armee wie auch in der Polizei arbeiten und dort Karriere machen. Das widerspricht natürlich dem Narrativ so genannter Israelkritiker, dass ein großer Teil der arabischen Bevölkerung schlichtweg in diesem Staat angekommen ist und seinen Beitrag leistet. Im Laufe der vergangenen Jahre merkte man deutlich, dass viele von ihnen aufgestiegen sind, wie Ella Waweya eben. Sie ist Muslima, Araberin, und sie lebt offen lesbisch, was sie nur in Israel kann. Was viele Menschen, die eine Zwei-Staaten-Lösung fordern, in der Juden und Araber getrennt leben sollen, nicht wissen: Die meisten der 20 Prozent arabischer Bürger Israels möchte in keinem palästinensischen Staat leben, sondern in Israel.”